Leo in Argentinien

Hallo Deutschland! Wie geht's Euch? - "Mir geht's prächtig!", sagt der Leo.

Anfang Dezember habe ich meine Gastfamilie gewechselt. Ich bin zu einem Lehrer aus der Schule gezogen, der letztes und vorletztes Jahr schon Freiwillige im Haus hatte. Wir hatten in der Schule immer schon einen guten Draht zueinander, deshalb hat er mir angeboten jederzeit bei ihm mit Rucksack zu klingeln und einzuziehen. Wurde mehr oder weniger dann auch so gemacht. Und es war eine der besten Entscheidungen, die ich hier getroffen habe. Beide Eltern sind Lehrer und waren früher selbst Missionare im Landesinneren der Provinz. Sind dann aber, damit die beiden Kinder zur Schule gehen können, nach Neuquén in die Hauptstadt gezogen. Fabio, der Vater, mit dem ich immer zur Arbeit gegangen bin, ein dicklicher, humorvoller Typ mit dem man den größten Blödsinn der ganzen Welt reden kann. Mit "Pupi" (sein Spitzname) wird beim Abendessen auch gern mal die Ehefrau und Tochter bis zum Gehtnichtmehr aufgezogen. Herrlich! Wir haben immer was zu lachen und reden trotzdem über alle ernste Themen des Lebens (einschließlich Politik). Mit ihm hat sich dann im Dezember auch mein Aufgabenfeld in der Schule geändert. Er ist Professor von einem praktischen Fach, das wir in Deutschland "Werken" nennen würden. Es wird mit Metall, Ton und Holz alles Mögliche hergestellt. Mate, Öfen aus Ton oder jegliche Kunst. Was der Tag eben so bringt. Mein Gastvater unterrichtet nur einmal nachmittags, ist aber morgens immer im Werkraum um die Werkzeuge zu verwalten, Mate zu trinken (mit jedem, der gerade Zeit hat oder sich Zeit nimmt) oder einfach nur mit den Jungs zu reden und Dinge für die Schule zu organisieren. Er ist so etwas wie die gute Seele der Schule und ich war sein Begleiter. Viel Mate getrunken, neue Tische abgeholt oder das Abschiedsfest vorbereitet und aufgebaut. Alles in Allem ein Kumpel und Vater zugleich. Seine Frau, Patricia oder Pato, ist Grundschullehrerin und eine richtige Mutter! (wer sich jetzt fragt, was das heißt: "Sorgt sich um ihre Kinder und ist immer für sie da") Ebenfalls immer zu einem Spaß aufgelegt, aber mit ihr kann man Gespräche über alles führen und sie wird einem immer helfen. So war es für mich nicht schwer Vertrauen zu den beiden aufzubauen. Meine Gastschwester Rocio ist 19 Jahre alt und studiert Psychotherapeutik und ebenfalls unglaublich lustig. Die ganze Familie ist viel am Lachen - was mir sehr recht ist! Agustin, mein Gastbruder und 21 Jahre alt, studiert Sport auf Lehramt. Mit ihm und seinen Kumpels war ich auch schon das ein oder andere Mal feiern oder sie treffen sich um Blues und Reggea zu spielen - da kommt meine Trompete gerade recht, sodass ich mit von der Partie bin. Dazu kommen noch die Großeltern und Onkel/Tanten plus ihre Kinder, mit denen man die ganze Zeit am Spielen ist. Alle habe ich ins Herz geschlossen und ich fühle mich sehr, sehr wohl bei ihnen - ich will sie nicht mehr tauschen!

Um das ganze jetzt endlich mal interessanter zu gestalten, erzähle ich einfach mal drauf los:

Bis zum Ferienbeginn am 20.12 haben wir in der Schule alles für die Ferien vorbereitet, da die Schüler schon Ende November Ferien haben. Weihnachten wurde wunderbar in der Familie verbracht. Über diese Tage war eine Tante aus Mexiko da, die jedes Jahr mit ihrer Familie zu diesen Festen kommt. Diesen Monat in der Familie haben wir an manchen Wochenenden dazu genutzt an einen wunderschönen See in der Nähe zu fahren, an dem der Opa (Vater meines Gastvaters) ein Haus mietet.

 Durch den Familienwechsel habe ich eindeutig mehr Zeit in den Familien-Aktivitäten verbracht, als mit den ganzen Freunden, was in der vorherigen Familie der Fall war. Aufgrund der Ferien wurden dann die Orchester- und Big-Band-Proben beendet, wobei ich Ende Dezember noch einen Auftritt mit einer Funk-Band (Kumpels aus der Big-Band) in einem Restaurant hatte.

So war der ganze Dezember sehr familiengeprägt - sehr schön!

Wie ich im ersten Rundbrief erzählt habe, wollten Hannah (meine Mitfreiwillige) und ich den ganzen Januar ins Landesinnere fahren, um dort mit dem dortigen Pfarrer zu arbeiten. So sind wir am 3. Januar los ins Abenteuer! Wir wussten nicht, was uns dort erwartet, bzw. was wir dort machen werden. Wir sind mit dem Fernbus von Neuquén los über Zapala nach Chos Malal, wo wir umsteigen mussten, und dann mit einem kleineren Bus weiter bis nach Andacollo. Schon bei der Busfahrt waren wir von der Landschaft fasziniert. Berge ohne wirkliche Bäume (nur trockenes buschartiges Gewächs!). Wir kamen uns ein bisschen vor wie in einem Herr-der-Ringe-Film. Der Bus fährt auf einer winzigen Straße Kurven um die Berge, sodass ich mich fragen musste, wer hat diese Straßen gebaut und wieviel hat das gekostet, da es glaubliche Distanzen sind. Ein weites Nichts - nur Berge, Natur und eine Straße. In Andacollo angekommen wurden wir von unseren vorübergehenden Gastfamilien erwartet. Andacollo, wurde uns in Neuquén Hauptstadt immer gesagt, wäre ein kleines Bergdorf. Es hat 5000 Einwohner (mehr als Geislingen :D), mehr Supermärkte als Geislingen und sogar eine kleine Disko. Hannah, die aus Kirchentellinsfurt kommt, und mir wurde klar, dass es für uns kein kleines Bergdorf ist. Uns hat dieses Dorffeeling von Anfang gefallen - man grüßt sich auf der Straße wieder! Von den Gastfamilien herzlich aufgenommen und unser Vorurteil, jetzt zu den größten Bauern/Gauchos aus ganz Argentinien zu kommen, hat sich sofort als falsch erwiesen. Die Berichte aus der Provinzhauptstadt (NQN=Neuquén capital), dass es alles Bauern sind, stimmen einfach nicht. In diesen Dörfern ist die Zivilisation genauso angekommen, nur sind es alles kleine Dörfer und natürlich gibt es viele Hirten (Schafe und Ziegen), die dann wirklich auf dem Land leben. Die Dörfer und Städte haben genauso jede Art von Markt oder Bank. Der Unterschied ist, dass alle Großeltern der Menschen, die jetzt dort leben ihr Leben als Hirten hatten und sämtliche Wege zu Pferd zurückgelegt haben, doch heute sind die Meisten dem Stadtleben "verfallen". Die Kultur dieser Gauchos wird aber regelrecht gehegt und gepflegt, da es sie auch noch gibt und zwar in fast jeder Familie. Wir haben die ersten anderthalb Wochen bei unseren Gastfamilien verbracht, die uns die ganze Umgebung gezeigt haben. Wanderungen oder ein Mittag am Fluss - alles war mal drin. Die Clique der Gemeinde aus Andacollo besteht mehr oder weniger aus einer Handvoll Jugendlichen. Agustin (19) und sein Bruder Eric (23) waren meine Gastbrüder, die beide in der Naehe von NQN studieren. Bei ihnen und ihrer Mutter Marta war ich untergebracht und habe ihnen viel zu verdanken - mit Agus und Eric treffen wir uns jetzt hier in NQN - es sind eben richtige Freunde geworden. Luchi (19) war die Gastschwester von Hannah und studiert ebenfalls in der Nähe von NQN. Man sieht: die Jugendlichen von dort sind keine Bauern :D - sie gehen alle (oder fast alle. es gibt immer Ausnahmen) zum Studieren in die Stadt. Viele von ihnen werden dann aber wieder dorthin zurückkehren, weil das Leben dort um einges ruhiger als das in der Stadt ist und die Landschaft plus die Mentalität der Menschen faszinieren. Der Januar ist in dieser Region immer voll von Aktivitäten, da Ferien sind und einige katholische Fester anstehen. So kam am 5.1 eine Gruppe Jugendlicher aus Buenos Aires dort in Andacollo an. Sie kommen jedes Jahr für eine Woche nach Andacollo und in ein anderes Dorf, das Manzano amargo heißt, um zu missionieren, d.h. Häuser zu besuchen und mit Menschen Erfahrungen zu teilen und ins Gespräch zu kommen. Der Kontakt mit dieser Schwestergemeinde von Andacollo nach Buenos Aires in die Gemeinde der "Virgen de la Candelaria" besteht durch Pfarrer Diego, der seit 4 Jahren in Andacollo und der Region (Departamiento minas) arbeitet und vorher seine Priesterausbildung und Weihe in Buenos Aires hatte (ist dort auch aufgewachsen) und danach ein Jahr Pfarrer in der Gemeinde "Candelaria" war, bevor man ihn in den Norden Neuquéns geschickt hat. So kommen jedes Jahr ca. 50 Jugendliche aus seiner Ex-Gemeinde in diese Region um zu missionieren. Zu ihnen haben wir dann sehr schnell Kontakt aufgebaut und sind mit ihnen mit auf Mission gegangen, haben jeden Tag die Messe mit ihnen gefeiert und haben so in dieser Woche viele neue Freunde aus Buenos Aires gewonnen. Am 11.1 ist dann der Bus nach Buenos Aires wieder abgefahren, hat aber vier Jugendliche dort gelassen, die dann mit Hannah und mir weiter auf Mission sind. Jedes Jahr am 11. beginnt in einem anderen Dorf (las ovejas) die Mission des heiligen Sebastians. Es wird eine Novena gefeiert, d.h. neun Tage lang jeden Tag Messe und Rosenkranz und Vorbereitung auf den Geburtstag des heiligen Sebastians am 20.1 - das Thema der diesjährigen Novena war: "San Sebastián - queremos caminar con Jesús" / "heiliger Sebastian - wir möchten mit Jesus gehen". Das Dorf ist in den drei Tagen des grossen Festes (die meisten Pilger treffen erst am 18.1 ein) voll von Menschen der ganzen Provinz. Las ovejas hat ca. 1000 Einwohner doch während des Festes kommen gute 5000 Menschen dorthin. Der Grund des Festes ist der Geburtstag des heiligen Sebastians, die meisten Menschen kommen aber aufgrund des Dorffestes, das viel Geld aus Musikveranstaltungen und der ganzen Gastronomie zieht. Wir Missionare (Hannah und ich; Mati, Gaby (2 Jungs) und Flor, Cami (2 Mädchen, die Schwestern sind) - alle 4 aus Buenos Aires) waren die ganzen neun Tage dort, das heißt im Santuario (ein getrennter Bereich des Dorfes mit den Reliquien und eigenem Camping für "wirkliche" Pilger). Wir gehörten zu den servidores (Service), die sich um Reinigung, Organisation und Empfang der Pilger kümmern. Am Ende waren wir 70 servidores, zu denen auch die Jugendlichen aus Andacollo gehörten, weil die meisten servidores zusammen mit den meisten Pilgern erst am 18. hinzukommen. Ich hatte natürlich meine Trompete dabei und habe in Andacollo sowie in las ovejas die Messen mitbegleitet - was immer Hammer ankam und ich mittlerweile überall mache. Unter den servidores waren Jugendliche aus Chos Malal dabei, die eine Bluesband haben. So haben wir abends öfters mal ein bisschen improvisiert und ich wurde nach ChsMa eingeladen um einmal einen Auftritt mit ihnen zu spielen - neue super Kumpels! Unter den servidores waren Familien mit kleinen Kindern dabei, die ebenfalls die kompletten neun Tage dort waren. Sie muss ich erwähnen, weil ich so viel Zeit mit ihnen spielend verbracht habe, dass man die Stunden gar nicht zählen kann. Ich habe die ganzen Familien so ins Herz geschlossen, sodass ich sie hier besuchen werde, wozu sie mich eingeladen haben. Teresita, ein kleines Mädchen mit 7 Jahren - unglaublich, wie gern ich sie hab! Diese Mission haben Hannah und ich sehr genossen! Und man möchte einfach nächstes Jahr wieder dabei sein - es wurden zu viele Tränen beim Abschied vergossen. In der Nacht zum 19. bin ich mit vielen anderen Pilgern die Strecke von Andacollo nach Las Ovejas gepilgert. Es sind 32 km bei Nacht und sternklarem Himmel mit Gebet. Unvergessliche Erfahrung!

Am 19. in der Nacht und Mitternacht wurde dann der Geburtstag mit Fackelumzug, riesiger Messe plus Hochzeit und Taufen gefeiert. Am 20. morgens folgte eine riesige Prozession durch das Dorf und zum Heiligtum!

Am 21.1 bin ich dann mit Gaby (17), Flor (24) und Cami (21) und dem Pfarrer nach Varvarco zu einer weiteren Mission und Novena gefahren. Hannah ist auf eine andere Mission gegangen, ist aber am 30. mit ihrer Missionsgruppe zu uns gekommen. In Varvarco wird am 31.1 der Geburtstag von Don Bosco gefeiert. Es ist ein kleines Dorf und dieses Fest ist auch dorfintern organisiert, d.h. es kommen keine Pilger. Wir haben dort in Zelten übernachtet und jeden Tag mit den Jugendlichen des Dorfes missioniert. Mit Cami, Flor und Gaby verbindet mich eine richtig enge Freundschaft - wir haben uns perfekt verstanden und waren ein Hammerteam! Mit dem Pfarrer zusammen haben wir diese Zeit unglaublich genossen und haben dieser Novena und dem Dorf mit seinen Jugendlichen viel zu verdanken. Ich möchte auf jeden Fall wieder dorthin zurück! Am 31.1 sind Hannah und ich zusammen mit einem Bus von Andacollo wieder nach Neuquén zurück. Dieser Bus fährt jedes Jahr, vom Pfarrer organisiert, mit Menschen aus der Region von Andacollo nach Buenos Aires um am 2.2 in der Partnergemeinde der "Candelaria" das dortige Patronalfest mitzufeiern. Das haben wir ausgenutzt und so konnten wir die Busfahrt sogar noch nutzen um mit Cami, Flor und Gaby Zeit zu verbringen. Ihnen haben wir versprochen, dass wir nur eine Nacht in Neuquén verbringen und dann direkt mit einem Fernbus weiter nach Buenos Aires fahren um genauso das Patronalsfest mitzufeiern. Haben wir genau so gemacht! Haben das Fest dort mitgefeiert und sind dann am nächsten Tag weiter in den Norden Argentiniens in die Provinz Missiones gefahren. Dort war unser Zwischenseminar vom 4.-10.2 mit den anderen Freiwilligen. Diese Woche wurde genutzt um zu reflektieren, sich auszutauschen, zu genießen und zu feiern. Wir haben uns mit Maria und Hanna (2 unserer Mitfreiwilligen unserer Organisation) wieder getroffen - welche Freude! - und viele andere Freiwillige anderer Organisationen kennengelernt. Insgesamt waren wir ca. 20 Personen. Gemeinsam haben wir an einem Tag die größten Wasserfälle der Welt in Iguazu (las catarratas) besucht und in der letzten Nacht des Seminars kein Auge zugetan!

Mit unseren Koordinatoren haben wir nicht nur herumgeblödelt, sondern viele Pläne für jeden Einzelnen erarbeitet, um noch mehr aus seinem Freiwilligendienst zu machen. Da Pfarrer Diego aus Andacollo Hannah und mich eingeladen hat, den Rest unseres Freiwilligendienstes bei ihm zu verbringen und mit ihm bis August zu arbeiten (natürlich nur, wenn von der Organisation aus nichts dagegenspricht), haben wir diese Idee beim Zwischenseminar eingebracht und sind dann schnell zu dem Entschluss gekommen, dass ich sie mit meinen Mentorinnen in NQN, meiner Direktorin aus der Schule und meiner Gastfamilie besprechen werde. Ich habe immer betont, dass mein Leben in NQN mir unglaubliche Freude bereitet. Meine Arbeit, meine Hobbies, meine Familie und meine Freunde - ich hätte kein Problem damit, dieses Leben in NQN bis August so weiterzuführen, da ich alles habe, was ich brauche. Auf der anderen Seite haben mich Menschen und Landschaft aus Andacollo und Umgebung fasziniert und haben mir Lust auf dieses Abenteuer gegeben. Im Januar habe ich mich gefühlt verändert. Die Zeit auf dem Land hat mir eine neue Sicht auf einige Dinge gegeben - der Glaube der Menschen in dieser Gegend steckt wahrhaftig an. Vor allem die Arbeit mit Pater Diego, den die Menschen dort alle lieben, hat mir in kurzer Zeit viel gegeben und ich möchte die Möglichkeit nutzen, dort noch mehr Zeit zu verbringen. Wie meine Arbeit dort aussehen könnte, kann ich bisher nur erahnen, d.h. ich würde ich den Pater in seiner Arbeit begleiten. Lucia (26) ist eine Grundschullehrerin aus der Provinz Buenos Aires und ist schon viele Jahre Teil der Missionen in Andacollo und Umgebung. Dieses Jahr war sie, zusammen mit ihrer Schwester Rocio (25), Leiterin der Mission von San Sebastián. Sie hat sich dazu entschieden, ein Jahr bis nächsten Januar in Andacollo Missionarin zu sein. Wir sind gute Freunde geworden und ich kann mir sehr gut vorstellen mit ihr bis August Diego in seiner Arbeit zu unterstützen. Mit meiner Chefin beim Seminar abgesprochen, bin ich gerade am Organisieren der Dinge, doch ich bin sehr optimistisch, dass ich voraussichtlich Anfang/Mitte März in Andacollo beginnen kann. Grundsätzlich ist dieser Projektwechsel einfacher möglich, da es sich um einen Wechsel innerhalb der Diözese handelt, bei der ich "angestellt" bin. Trotzdem werde ich, aufgrund der Distanz, nicht oft nach NQN zurückkommen können. Meine Familie findet die Idee sehr gut und unterstützt mich mit der Entscheidung, weil sie selber Missionare in der Gegend waren und wissen, welche Faszination dahintersteckt. Auf der anderen Seite ist es traurig, dass ich sie, meine Arbeit und mein Leben hier verlasse. Mein Gastvater sagt dazu: "Diese Chance bekommst du nie mehr! Mach`s!" (natürlich auf Spanisch :D). Meine Lust auf etwas Neues und die Faszination für diesen Ort ziehen mich dorthin. Außerdem würde ich Missionar sein (ich persönlich sehe dahinter mehr Sinn, als hinter meiner Arbeit als Freiwilliger) und würde meinen katholischen Glauben auf andere Art und Weise leben, was in der Provinzhauptstadt NQN so nicht möglich ist  - Deshalb kann es sehr gut sein, dass der nächste Rundbrief von mir nicht mehr aus einer europäisch gestalteten Provinzhauptstadt, sondern aus dem Landesinneren der Provinz aus Andacollo kommen wird.

Zurück zum Seminar: Als wir uns dann wieder mal von allen verabschiedet haben, sind Hannah und ich wieder nach Buenos Aires zurück. Dort haben wir bei Cami, Flor und Juli (eine andere Freundin aus Buenos Aires, die auch mit in Las Ovejas bei der Mission war, vor Varvarco aber wieder heim ist). Am 11.2 dort angekommen, ist Hannah am 14.2 wieder nach Neuquén zurück und ich bin bis zum 19.2 geblieben. Habe meine Wohnstätte immer zwischen Cami, Flor, Juli und Gaby gewechselt und musste so als guter Schwabe kein Geld für ein Hotel ausgeben. Spaß beiseite - es war wunderbar mit den engen Freunden nochmals Zeit zu verbringen, da wir nicht wissen, wann wir uns so schnell wiedersehen würden.  Wir haben alles besucht - haben aber bewusst ein paar Dinge ausgelassen, sodass ich noch einmal hinkomme. Der Abschied von ihnen ist mir nicht leicht gefallen (was eigentlich untypisch für mich ist :D). Hier in Neuquén bin ich jetzt gerade am Organisieren für den Wechsel, meinen ganzen Papierkram von 2 Monaten nachholen und mit den ganzen Freunde und der Familie wieder Zeit verbringen, da ich theoretisch erst am 6.3 wieder anfangen muss in der Schule zu arbeiten. Aber man arbeitet ja für einen Projektwechsel - schauen wir mal!

Am 2.3-16.3 wird mich außerdem mein Bruder mit Freundin besuchen, d.h. es geht nochmal auf Reisen. Diesmal steht aber Patagonien auf dem Plan, da ich den Süden der Provinz auch noch nicht kenne. Natürlich werde ich ihm auch Andacollo zeigen. Ob er auch so begeistert sein wird?  - Glaube ich nicht. Der kleine Bruder hat nie recht! :D

Zum Schluss möchte ich euch den Pfarrer Diego ein bisschen besser vorstellen.

Diego ist 36 Jahre alt und ist seit 5 Jahren Pfarrer. Er ist in Buenos Aires aufgewachsen und hat dort auch studiert. Seine Priesterausbildung mit allem was so dazugehört und Weihe waren ebenfalls in Buenos Aires. Der Bischof zu seiner Zeit war der jetzige Papst Franziskus. Diego und Franziskus (früher Bergoglio) sind enge Freunde und kennen sich sehr gut. Diego ist vor 2 Jahren mit 5 Menschen aus seiner Gemeinde nach Rom geflogen, um mit ihnen den Papst zu besuchen. Zu Weihnachten ruft der Papst an und auch so haben die beiden häufig Kontakt. Ein Fahrzeug, das in den Gemeinden benutzt wird, wurde mit Geldern aus Rom finanziert (gute Kontakte sind manchmal hilfreich). Diego war ein Jahr Pfarrer in Buenos Aires in der "Candelaria". Danach kam er in die Provinz Neuquén und ist seit 4 Jahren Pfarrer in dem departamiento minas, wohnhaft in Andacollo. Er ist ein Pfarrer, der seinen Glauben wirklich lebt und dauerhaft am Arbeiten ist. Mit 22 Kirchen, für die er allein zuständig ist, in einem riesigen Gebiet, bedeutet das hauptsächlich unterwegs sein. Er ist für die Menschen da und das merken sie auch. Viele Menschen haben mir erzählt, dass seit Diego da ist, sich vieles zum Guten verändert hat. Der Glaube, der in dieser Region sehr stark existiert, wird wieder praktiziert und die katholische Kirche ist wieder aktiv. Das Wort, das ich mit ihm in Verbindung bringe ist amor (Liebe). Er liebt die Menschen, seine Arbeit und sein Leben und das strahlt eine solche Überzeugung aus, dass es die Menschen ansteckt. Mit Kindern und Senioren, mit allen verbringt er viel Zeit, besucht die Familien, lässt sich einladen, organisiert die Aktivitäten. Kurzum: er hat eigentlich doch nie Zeit :D. Er ist unglaublich intelligent und meine Gespräche mit ihm haben mir viel geholfen. Als er dann die Idee anbrachte, man könnte ja dort Missionar bleiben (nicht nur den Januar lang), war ich begeistert und ich würde mich unglaublich freuen, wenn das alles klappt!

Euer Leo!